Folgende Zitate sind frei wiedergegeben und stammen aus einem Gespräch mit einem 8-Klässler. Er geht an eine Realschule in einer größeren deutschen Stadt. Das Gespräch war eigentlich ganz familiär gestartet und wurde für mich im Verlauf irgendwie ein Härtetest…
Experimente können wir in Chemie nicht machen. Wir sind zu unruhig. Der Lehrer muss immer erstmal gelbe Karten ziehen, danach ist keine Zeit mehr.
Pflanzen können wir nicht ins Schulhaus oder in die Klassen stellen. Die würden von den Mitschülern sofort kaputt gemacht werden.
Ich habe eine 4, weil mich der Lehrer nicht so gerne mag – glaube ich.
Ich schaue den Lehrer mit offenen Augen an, damit er sieht, dass ich aufmerksam bin. Verstehe aber irgendwie nicht, worum es geht.
Von einer Lehrerin, mit der sich viele gestritten haben – aber ich nicht – habe ich eine 2 bekommen.
Unsere Lehrer schreien oft. Müssen sie auch. Was sollen die sonst machen, wenn 8-Klässler Stühle kaputtmachen und aus dem Fenster schmeißen?
Der Lehrer hat mir die Bilder für meinen Vortrag über die Regierung in Deutschland schon gegeben. Ich muss jetzt eine Präsentation daraus bauen. Reichen vier Bilder auf einer Folie?
Der Lehrer hat die Klasse nicht unter Kontrolle.
Jeder Lehrer hat eine gelbe und eine rote Karte. Bei rot muss man rausgehen – gelb ist eine Vorwarnung (Anm.: Es ging – wie sich herausstellte – um das Trainingsraumkonzept….).
Wie? An Gesamtschulen arbeiten Hauptschüler, Realschüler und Gymnasiasten gemeinsam in einer Klasse? Geht das denn überhaupt?
Bei den Lernstandserhebungen in Englisch habe ich eine vier geschrieben. Damit kann ich dann wohl den Schulwechsel vergessen.
Bilder vom Schulhof wurden gezeigt. Eingemauertes Gelände – voll versiegelt. Grau in grau.
Ich denke, es gibt im Kleinen jede Menge Potential, Schulen auf einen besseren Weg zu bringen; auch ohne Neubauten und radikale Reformschulen.
Fangen wir bei der inneren Einstellung an, mit der Lehrende und Lernende das Schulhaus betreten. Setzen wir Verantwortungsbereitschaft und gegenseitiges Vertrauen als oberstes Ziel. Erzwingen wir nichts, sondern versuchen zu erklären. Nehmen wir uns Zeit, Sinnhaftes zu entwickeln.
Als ersten Schritt besorge jede/r – sofern noch nicht geschehen – für ihre/seine Klasse eine Pflanze und stelle diese auf einen kleinen Tisch mit Tischdecke. Einfach mal so.